Im Fernsehn wird auf verschiedenen Kanälen seit der Nacht live über die Rettung der Minenarbeiter in Chile berichtet. Wäre da ein naher Angehöriger von mir dabei, wäre es selbstverständlich auch für mich das Ereignis, um dass die Welt sich gerade dreht. Andererseits ist der Busunfall mit mindestens 42 Toten in Dnepropetrowsk, einem anderen Revier dieser Welt, wo Bergleute unter beschissensten Bedingungen arbeiten müssen, nur eine Meldung auf der letzten Seite der LVZ wert. Und wenn in China oder Pakistan paar Tausend Leute bei einer Katastrophe umkommen, ist das kaum noch eine Randnotiz.
Vor einigen Jahren sah ich eine Repotage über einen Trauermarsch, den einige Leute in Schottland (glaub ich) für die 25 Tausend Opfer des 11. September 2001 veranstalteten – die 3000 Toten in den Twin Towers von New York und die 22000 Menschen, die jeden Tag an Unterernährung und fehlendem sauberen Wasser sterben. Aber das sind keine mediengerechten Gesichter, die vor laufender Kamera leiden oder sich im richtigen Moment freuen. Wer würde denn live zuschauen, wenn in Somalia 33 Kinder von einem Hilfstrupp vor dem Verhungern gerettet werden?
Ich schaue mir schon den ganzen Tag die Rettung im Lifestream an und bin zu Tränen gerührt. Es ist ein großes Wunder, dass es den Bergleuten verhältnismäßig gut geht und sie ihre Familien in die Arme schließen können.
12000 Bergbautote pro Jahr, hieß es gerade im DLF… auch daß Gerettete Medienpräsenz zu Hinweisen auf Bergbausicherheit (nicht vorhandene) nutzten… daß sich die Sache in Umständen und zeitlichen Verlauf Medienjournalisten anbietet, würde ich jetzt niemanden vorwerfen… eher die Art, ob ein Rundumbericht oder Tränensoap ohne Hinweis, wer sich im Bergbau dumm und dämlich verdient…