Was ist von einem Autor zu halten, in dessen Bühnenanweisung steht, dass eine Flasche eiskalter Wodka und 50 Gläser bereit stehen sollen? Vielleicht eine „himmelhochjauchzende Milieugeschichte“, wie die ZEIT über Tino Hanekamps neuen Roman „Sowas von da“ schreibt, der im Frühjahr bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Und weiter: „Das Personal besteht aus Chaoten, Schwätzern, Türstehern, Lebedamen, Malerinnen, Musikern und anderswie Größenwahnsinnigen aus dem urbanen Kulturprekariat.“
Tino Hanekamp, Jungautor aus Hamburg, bildet den Abschluss des Bühnenprogramms am Samstagabend beim diesjährigen Livelyrix-Festival, das vom 1. bis 3. Juli im Garten des Clubs Distillery stattfindet. Zuvor tritt an diesem Abend Frank Klötgen auf, der beim vorigen Livelyrix-Festival den Slam gewann. Der Berliner ist vor allem als wortgewaltiger Lyriker bekannt, der tradierte Gedichtformen wie die Ballade á la Schiller in die Gegenwart rettet und mit jeder Menge Humor, Ironie und Spiel anreichert. Dass seine Art zu dichten auch in vertonter Form funktioniert, wird die Essener Band „Marilyn´s Army“ beweisen, die den Samstagabend einschwingen wird. MA existiert bereits seit 25 Jahren. Für die Musiker, die ihren Sound als 80er Indie/alternative-Pop
bezeichnen, ist es also eine Geburtstagstour.
Bereits am Freitag, dem 1. Juli, startet das dreitägige Fest, dass die Organisatoren als sommerlich-entspanntes Pendant zum National Slam verstehen, bei welchem Wettkampfatmosphäre vorherrscht. Hier wie da treffen aber viele bekannte Namen der Spokenword-Literatur aufeinander. Am Freitag herrscht dabei Gruppendynamik vor – drei Teams vertreten ihre angeborene oder gewählte Heimat beim Städte-Battle. Das sind: Großraumdichten aus Stuttgart (Pauline Füg und Tobias Heyel), Rocket aus Marburg (Bo Wimmer & Lars Ruppel ) sowie das heimische Team Totale Zerstörung (André Herrmann und Julius Fischer). Bereichert wird der Abend durch eine Synthese von Electro und Texten in der Performance von Broca Areal aus Berlin (Wolf Hogekamp und Tino Ziegel).
Am Sonntag schließlich gibt es eine Poetry Slam-Revue. Von einem normalen Slam unterscheidet sie sich dadurch, dass sich die eingeladenen Akteure – durchweg bekannte Größen der Szene – auch der Musik, der Performance und anderer Mittel bedienen dürfen. Es treten an: Volker Strübing aus Berlin, Tilman Birr von ebenda, Julius Fischer aus Leipzig und Sebastian 23 aus dem schönen Bochum. Zuvor spielt die junge Döbelner Band „relativ hübsch“.
An allen drei Tagen laufen in der Lounge wieder Poetry Filme, also Texte in filmischer Interpretation. DJ Rukey, Stamm-Plattenaufleger der Distillery, liefert den entspannten Sound rundherum. Beginn ist jeweils 19 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro.
Links:
Broca Areal: http://www.dorfdisco.de/cds/broca-areal-st.htm (Hörbeispiele von der gerade erschienenen CD)
Großraumdichten: http://www.grossraumdichten.de/
Rocket: http://www.arte.tv/de/1777940,CmC=3537006.html (Video-Beispiel)
Team Totale Zerstörung: http://www.facebook.com/TeamTotaleZerstoerung
Marilyn´s Army: http://www.marilynsarmy.de/
Frank Klötgen: http://www.hirnpoma.de/
Tino Hanekamp: http://www.tomprodukt.de/tino-hanekamp
relativ hübsch: http://www.relativ-huebsch.de/page8.php
Volker Strübing: http://volkerstruebing.wordpress.com/
Tilman Birr: http://www.tilmanbirr.de/
Sebastian 23: http://www.sebastian23.com/
Julius Fischer: http://www.myspace.com/juliusfischer
Distillery: http://www.distillery.de/
livelyrix: http://www.livelyrix.de/